Pfarrkirche "St. Michael" Bayerdilling

Kirchliche Zuordnung: Dekanat Rain, Diözese Augsburg.
Politische Zugehörigkeit: Stadt Rain, Landkreis Donau-Ries.

Inhalt:

  1. Ortsgeschichte
  2. Baugeschichte
  3. Altäre
  4. Decken und Deckenbilder
  5. Der Maler Johann Georg Lederer
  6. Weitere Ausmalung und Kreuzweg
  7. Gestühl
  8. Turm und Geläut
  9. Pieta
  10. Grabsteine
  11. Friedhof
  12. Der Kirchberg
  13. Überblick über die Kultusbauten in derPfarrei
  14. Quellen

Ortsgeschichte

Bayerdilling liegt 6 km südöstlich der ehemals bayerischen Grenzfeste Rain im Tal der Kleinen Paar auf einer Schotterterrasse am Westrand des Unteren Lechrains. Zeugnisse in der Flur weisen auf Besiedlungen in der Jungsteinzeit, in der Bronze- und Hallstattzeit und durch die Kelten hin. Römische Münzfunde sind die nächsten Zeugnisse der Frühgeschichte. Die Ortsgründung wird in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts angesetzt verbliebenes Volk aus der Römerzeit dürfte sich mit Zuwanderern aus dem Osten vermischt haben. Wie bei fast allen echten -ing-Orten der ersten Landnahmewelle wurde am nordöstlichen Ortsrand ein typisches Reihengräberfeld aus der Gründungszeit entdeckt. Die Namensgebung leitet man vom siedelnden Sippenältesten abDilling als Gründung des "Dulo" hat erst viel später den Zusatz "Bayer" erhalten, den die Mundart noch heute wegläßt.

Seine größte Bedeutung hatte Bayerdilling im frühen 13. Jahrhundert. Die Wittelsbacher Herzöge hatten auf dem Kirchberg ein Kastenamt, das ihre Güter des Umkreises verwaltete. Das 1. Herzogsurbar, um 1230 angelegt, verzeichnet "uf den chasten zu Tulingen" Besitzungen in 17 Dörfern. Mit der Gründung der Stadt Rain um 1250 verlor Bayerdilling sein Kastenamt, die wirtschaftliche Weiterentwicklung war durch die nahe Stadt verbaut.

Neben dem Herzogsurbar sind erste urkundliche Nachweise von 1214 und 1257. In der Urkunde vom 4. Juli 1257 schenkte Herzog Ludwig II. der Strenge dem erst 1240/41 gegründeten Kloster Niederschönenfeld die Kirche Bayerdilling mit Patronat und Einkünften. Bischof Hartmann von Augsburg bestätigte die Stiftung am z. April 1283. Damit begann die lange Verbindung von Bayerdilling mit dem Zisterzienserinnenkloster und indirekt wirkt jene Urkunde noch heute nach in der staatlichen Baulast an den Pfarreigebäuden. Bayerdilling wurde Mittelpunkt

der Interessen des Klosters, das in den folgenden Jahrzehnten alle Höfe und Sölden erwarb. Besondere Erwähnung verdient die großherzige Seelgeräts-Stiftung von Kaiser Ludwig dem Bayer von 1323, mit der er seinen gesamten Besitz im Ort dem Kloster schenkte. 1334 weilte er in Bayerdilling und übernachtete im Pfarrhof. Neben dem Klosterhofbau mit der Hofmark Feldheim wurde Bayerdilling zweite wirtschaftliche Stütze der Abtei Niederschönenfeld.

Kaiser Ludwig der Bayer hatte dem Kloster bereits die Niedergerichtsbarkeit über das Dorf verliehen, in der z. Hälfte des 15. Jahrhunderts war das Dorfgericht hergestellt. Um dieses Gericht Bayerdilling entbrannte zwischen dem Rainer Landrichter und der Äbtissin ein langer Streit, um 1526 scheint es seiner Funktion verlustig gegangen zu sein. Am z. Januar 1553 stellte es Herzog Albrecht V. - nicht ganz ohne Eigennutz - wieder her. Die Hofmarksgerechtigkeit beschränkte sich auf Niederschönenfeld, Hunzenhof, Feldheim und Bayerdilling, nicht aber mehr auf einschichtige Güter des Klosters in anderen Orten. Die Säkularisation beendete 1803 die lange Verbindung mit dem Zisterzienserinnenkloster.

Die apokalyptischen Reiter Pest, Krieg, Hungersnot und Tod (Offb 6,1-8) waren oft zu Gast. Schwerste Zerstörungen brachte der Dreißigjährige Krieg, besonders in den Jahren 1632 und 1646 bis 1648. Fast alles war ruiniert, die Bevölkerung stark dezimiert und erst knapp 50 Jahre später waren wieder alle 75 Hofstätten besetzt. Der Spanische Erbfolgekrieg brachte im Sommer 1704 neues Unheil: Schiff und Turm der Kirche, Pfarrhof und viele Anwesen wurden niedergebrannt, 112 Personen starben von der Neuanlegung der vernichteten Pfarrmatrikel am 14. August 1704 bis zum Juni 1705.

Die einstige Obmannschaft und dörfliche Wirtschaftsgemeinschaft Bayerdilling wurde 1808 unverändert zur politischen Gemeinde. 1975 erfolgte die Eingliederung in die Stadt Rain. Die Schule, 1665 erstmals urkundlich belegt, wurde 1973 aufgelöst.

Bayerdilling ist eine Urpfarrei im Rainer Winkel, 1257 erstmals bezeugt und mit Ausnahme einiger Kriegsjahre immer besetzt. Die 1833 errichtete Kaplanei war bis 1876 fast ständig besetzt; über Jahrzehnte verwaist, wurde sie 1925 nach St. Simpert in Augsburg transferiert. Seit 1968 wurde der Ort von Rain aus vikariert. Seit 15. März 1984 hat der Ort wieder einen eigenen Priester.

zurück zum Inhalt

Spätgotisches Kruzifix (um 1490)
Spätgotisches Kruzifix (um 1490)

Baugeschichte

Die Lage auf dem Berg, das Patronat St. Michael und die angeführte Urkunde von 1257 weisen auf das hohe Alter von Pfarrei und Kirche Bayerdilling hin. Die heutige Kirche besteht baugeschichtlich aus 3 Teilen: dem beim Brand 1704 erhalten gebliebenen spätgotischen Chor (Ende 15. Jahrhundert), dem 1747 im Barockstil wieder aufgebauten Kirchenschilf und dem 1873/74 erneuerten Turm (Einsturz des oberen Teils in der Nacht vom 26. auf 27. Oktober 1870). Die Wiederherstellung nach dem Spanischen Erfolgekrieg ist in mehreren Stufen erfolgt, was der mit 1726 bezeichnete Sakristeischrank (jetzt Nachbildung von 1980) beweist. Andererseits dürfte der Hauptbau 1747 erfolgt sein, denn nur der Grabstein von Pfarrer Franz Xaver Rimmele (im Amt 1745-1753) ist in der Kirche, der seines Vorgängers Jakob Wilhelm Riederer (im Amt 16981743/45, gestorben 1749) ist außerhalb. Als Baumaterial dienten Bruchsteine, beiderseits geputzt; der Oberteil des Turmes ist aus Ziegeln. Im wuchtigen, alten Dachstuhl aus der Wiederaufbauzeit wurden einige Balken nach Kriegsschäden erneuert.

An die gotische Kirche erinnern die Strebepfeiler außen am Chor, der spitzbogige Ausschnitt des Ostfensters, das Tonnengewölbe des Chores und ein sehr guter, lebensgroßer Kruzifix (um 1490). Altäre, Stuck, Ausmalung, Kanzel, Gestühl und Holzfiguren stammen aus der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts und geben das barocke Gepräge. Portal, Chorbogen und Schiffsfenster sind segmentbogig; die Chorfenster - mit Ausnahme des Ostfensters - wurden entsprechend "barockisiert". Spätere Zutaten sind im wesentlichen der Beichtstuhl (um 1780), die beiden klassizistischen Prozessionsstangen, die Figuren der Hl. Aloysius und Johann Nepomuk (um 1800), die Doppelempore (1843 statt einfacher Empore wegen Raumgewinn), der Turmhelm von 1931, die Orgel (1932) und das weniger gelungene Christkönigsbild an der Brüstung der oberen Empore von 1961 (früher Orgelpfeifen an der mittleren Front). Bedeutende Restaurierungen erfolgten 1893, 1935/36 und 1978/79.

zurück zum Inhalt

Altäre

"Quis ut deus" - "Wer ist wie Gott?" Für den Erzengel Michael ist dieses Wort auf dem Schild Name und Auftrag zugleich. Das Gemälde (Öl auf Leinwand) des viersäulig aufgebauten Hochaltares zeigt den Kirchenpatron mit Schwert und Schild im erfolgreichen Kampf gegen den Drachen (Offb 12, 7 und 8). Der hl. Josef mit Jesukind und der hl. Johannes der Täufer flankieren das Bildnis des himmlischen Heerführers.

Die Altäre entstanden um 1740, Engelsfiguren und Vasen kamen um 1770 hinzu. Rötliche Säulen und reicher Golddekor sind kennzeichnend, die Marmorierung des Hochaltares ist blaugrau, die der Seitenaltäre graugrün.

Die Seitenaltäre wurden 1935/36 umgestellt, dabei auch Änderung der Marmorierungsfarben. Erkennbar ist die Umstellung an den etwas zu großen Figuren in den Baldachinnischen. Einstens war links die Muttergottes (jetzt in der Nische des Kirchenschiffes) flankiert von den Hl. Barbara und Katharina, rechts der hl. Johannes Nepomuk (jetzt über dem Portal), seitlich die Hl. Ignaz und Franz Xaver. Die flankierenden Figuren wurden zwischen den Altären getauscht, als zentrale Figuren wurden aus dem Chor die Herz-Jesu-Darstellung und die Madonna genommen. Im Chor sind die Größenunterschiede zwischen den Hl. Petrus und Paulus (schon früher dort) und den Hl. Philippus und Jakobus (früher im Eingangsraum) erkennbar.

Den linken (nördlichen) Seitenaltar bilden jetzt die Herz-Jesu-Figur, seitlich die bekanntesten der sieben Gründer der Gesellschaft Jesu (Jesuiten), die Hl. Ignatius von Loyola (1491-1551, Ordensgeneral) und Franz Xaver (ca. 1506-1552, "Apostel Indiens"). Dieser Heilige ist noch dreimal im Ort dargestellt, zweimal davon auf dem Sterbelager (der hl. Franz Xaver starb arm und ohne jede Pflege am z. Dezember 1552 auf der Insel Sancian): Da ist die Rückseite der Prozessionsstange mit den Wetterheiligen Johannes und Paul im Kirchenschiff, zum anderen das Feldkreuz Bürle an der Rainer Straße (nach der Prozessionsstange gemalt) und ein Bildnis im Pfarrhof. Im Auszug Gottvater mit der Weltkugel.

Der rechte (südliche) Seitenaltar mit der Herz-Marien-Figur in der Mitte wird alljährlich als Maialtar geschmückt; seitlich die Hl. Katharina und Barbara, Märtyrerinnen der Frühkirche und oft zusammen dargestellt. Sie werden den 14 Nothelfern zugerechnet. Das zerbrochene Rad als Attribut der hl. Katharina ist abgegangen. Auf den Seitenaltären oben jeweils Schutzengel. Inschriften über den Seitenaltären von 1935 auf älteren Tafeln.


Die Kirche im Grundriß (Quelle: Kunstdenkmälerband)


Hochaltarbild mit dem hl. Michael im siegreichen Kampf gegen den Drachen

HL Petrus aus dem Chorraum

Holzstatuette des Evangelisten
Johannes aus der Kanzel

Kanzel um 1700, polygonaler Korpus mit Ecksäulen und Muschelnischen, darin Holzstatuetten Christi und der 4 Evangelisten (von der Sakristei beginnend Matthäus, Markus, Christus, Lukas und Johannes); Rückwand mit Akanthusanschwüngen, auf dem neuen Schalldeckel (eingestürzt vom B. auf 9. September 1868) Putten aus der Bachbauernkapelle. Zugänglich war die Kanzel von der Sakristei.

Holzfiguren: im Chor die Hl. Apostel Philippus, Paulus, Petrus und Jakobus, vor der Mitte des 18. Jahrhunderts, neugefaßt und unterlebensgroß; im Chorbogen Schutzengel und hl. Sebastian (Märtyrer unter Diokletian), vor 1750. Im Schiff sehr guter, lebensgroßer Kruzifix um 1490 (siehe oben); Muttergottes um 1740 (Nische); hl. Aloysius über dem Sakristeieingang (Bekenner der Gesellschaft Jesu, 1568-1591) und hl. Johann Nepomuk (1393 gefesselt in der Moldau ertränkt, da er Beichtgeheimnis nicht preisgab), beide Figuren um 1800 und neugefaßt; hl. Florian aus dem Pfarrhof (Märtyrer unter Diokletian, ertränkt). In der Eingangshalle eine Muttergottes (früher in der Nische des Schiffes, um 1900) und ein neuerer Bruder Konrad v. Parzham (Klosterpförtner von St. Anna in Altötting, Kapuziner, gest. 21. April 1894), Figur erworben um 1936.

Die 2 klassizistischen Prozessionsstangen aus dem Ende des 18. Jahrhunderts tragen ovale Medaillonsbilder des hl. Aloysius (rückseitig Immakulata) und der Hl. Johannes und Paul (rückseitig Tod des hl. Franz Xaver). Die Aloisiusbruderschaft dürfte die eine Prozessionsstange geführt haben. Interessant ist die zweite: 3 Bauern, im Hintergrund Gehöfte, beten bei Schauerwetter zu den Hl. Johannes und Paul. Bei den Bittgängen, am "Schauerfreitag" und an Fronleichnam wurden die Prozessionsstangen getragen.

zurück zum Inhalt

Decken und Deckenbilder

Im Chor Tonne mit Stichkappen, über den profilierten Kappenkonsolen stuckierte Kappengrate, Stuck vor 1720, wohl wessobrunnisch: leichte Akanthusspiralen, gelblich-rötlich getönt auf weißem Grund. Das um 2 Stufen niedriger liegende Schiff hat eine flache Decke mit Gitterwerk und leichtem Rahmenstuck (um 1747), in der Sakristei Tonne mit Stichkappen.

Deckenfresko von 1747: Immakulata (die Unbefleckte, mit Taube und Schlange) im Chor. Das Hauptbild im Schiff stellt die Erscheinung des hl. Michael auf dem Berge Gargano in Süditalien dar. Das ist eine für unseren Raum sehr seltene Darstellung. Nicht ungewöhnlich für ein Barock-Fresko ist, daß der Stuck an einer Stelle unterbrochen ist - hier für den Fuß der Person links vorne.

Die Grotte auf dem Gargano scheint nach den urkundlichen Belegen um 500 n. Chr. zur Michaelskirche geworden zu sein. Die Legende berichtet zur Michaels-Erscheinung: Als 490 n. Chr. (andere Quellen gehen auf die Zeit zwischen 492 und 496 n. Chr.) ein reicher Bürger einen seiner schönsten Stiere vermißte, fand er ihn nach langem Suchen nahe dem Gipfel des Berges Gargano am Eingang einer Höhle. Gereizt sandte er einen vergifteten Pfeil gegen den Stier; aber der Pfeil kehrte auf ihn zurück und durchbohrte seine eigene Brust. Als die erschreckten Sipontiner ihren Bischof dazu fragten, ordnete dieser dreitägiges Fasten und Gebet an. In der dritten Nacht erschien der hl. Michael dem Bischof und verkündete, daß jener Ort sein Heiligtum sei und niemand ihn entweihen dürfe. Kurze Zeit nachher fand eine Schlacht zwischen Sipontinern und Heiden statt. Plötzlich erbebte der Berg, undurchdringlicher Nebel umhüllte den Gipfel, Blitze fuhren in die Reihen der Gegner. 600 Heiden wurden durch die Macht des Erzengels und das Schwert der Sipontiner niedergemacht, der kleine Rest bekehrte sich um christlichen Glauben. Die Sipontiner wollten das Heiligtum weihen, da verkündete der hl. Michael dem Bischof, daß er sich selbst in der Höhle eine Kapelle erbaut habe, die sie jetzt betreten dürften. Bei der Wallfahrt am nächsten Tag fanden sie in der Krypta drei Altäre und eine in der Kirche entspringende heilkräftige Quelle. Der Berg Gargano wurde ein berühmter Wallfahrtsort.

Die Decke des Kirchenschiffs ist um dieses Hauptbild symmetrisch aufgebaut. Die beiden anderen großen Bilder zeigen das Pfingstfest (Apg 2, 1-4) und (jetzt größtenteils von der Orgel verdeckt) das der Sage nach einst im Ort gestandene Schloß.

Um das Bildnis der Erscheinung des hl. Michael auf dem Berg Gargano sind Medaillons der vier Kirchenlehrer angeordnet: Augustinus (354430, Bischof von Hippo in Nordafrika, Schüler des Ambrosius), Gregor der Große (540-604, Papst), Hieronymus (340-420, Bibelübersetzer, gestorben in Betlehem) und Ambrosius (um 340-397, Bischof von Mailand). Die vier Medaillons zur Wand stellen Symbole der christlichen Kirche dar. Zwei Motive lassen sich der Michaels-Ikonographie zuordnen, und zwar die beiden westlichen: der Kirchenpatron als Seelenwäger (Waage und Spruchband "Dein gerechtes Urteil") und als Sieger über das Böse (flammendes Schwert - "Hinabgestoßen in die Unterwelt"). Auf Bibelstellen beziehen sich die beiden Medaillons zum Chorbogen hin: den Adler als Sinnbild des Jüngers Johannes und das Wort Christi am Kreuz "Siehe, deine Mutter" (Job. 19, 27) zeigt das eine Bildnis, das Urteil Jesu über Johannes den Täufer ist Thema des vierten Medaillons. Unter Bezug auf Ex 23,20 ("Siehe ich sende meinen Engel" - Übersetzung des Schriftbandes) sagte Jesus: "Er ist der, von dem es in der Schrift heißt: Ich sende meinen Boten vor dir her; er soll den Weg für dich bahnen" (Mt 11, 10).

Das Spruch-Medaillon zwischen Pfingstfest und Erscheinung des hl. Michael reiht sich in den Zyklus ein: " Er bestellte ihn zum Herrn über sein Haus". Der Erzengel Michael ist der von Gott eingesetzte "Verwalter" wie einst der Pharao den Josef als Herrn über Ägypten einsetzte (Ps 104, 21 nach den griechischen und lateinischen Handschriften, entspricht Ps 105, 21 der hebräischen Zählung und Einheitsübersetzung; Gen 41, 3845). Zur vollständigen Symmetrie fehlen Deckenmedaillons an den bei den Westecken über der Empore - entweder waren sie nie vorhanden, was wahrscheinlicher ist, oder sie wurden beim Umbau der Empore beseitigt.

Über dem Chorbogen ist der Wiederaufbau des Schiffes mit der römischen Jahreszahl 1747 dokumentiert. Links das Wappen der 30. Äbtissin von Niederschönenfeld (1745-1748), Bernharda von Donnersperg, die Bauherrin der Kirche. Die Donnersperg, ursprünglich Münchner Patrizier, erhielten 1624 die Freiherrnwürde; eine Straßenbrücke über den Hauptbahnhof hält noch heute die Erinnerung wach. Das Stammwappen ist entsprechend: In schwarz ein gewolktes silbernes Schildeshaupt, aus dem auf einen goldenen Dreiberg im Schildesfuß drei goldene Flammen (Blitze) herabfahren. Das gevierte Schild des freiherrlichen Wappens erhielt eine Vermehrung dadurch, daß ein von Silber und Rot Schrägrechts geteiltes und mit einem Stern in verwechselten Farben belegtes Feld den z. und 3. Platz einnimmt. Als Kleinod ein Flug mit Figuren und Farben des Schildes; der z. Helm trägt zwei Büffelhörner. Über dem Wappen der Äbtissinnenstab der Bernharda. - Im rechten Wappen die Muttergottes der Zisterzienserinnen von Niederschönenfeld (Patrozinium Mariä Himmelfahrt). Das Kreuz darüber stellt den Bezug zur nach dem Dreißigjährigen Krieg entstandenen Wallfahrt nach Niederschönenfeld her und es verbindet sich mit dem Spruchband "Unter diesem Gnadenzeichen will ich dich aufrichten". Wie einst dem Kaiser Konstantin verheißen wurde "Mit diesem Zeichen wirst du siegen", so steht das Kreuz gewissermaßen an erster Stelle beim Wiederaufbau der Kirche.

zurück zum Inhalt

Der Maler Johann Georg Lederer

Der Baumeister der Kirche ist nicht bekannt, doch beim größtenteils von der Orgel verdeckten Fresko des Schlosses Bayerdilling läßt sich die Signatur ermitteln: "J.G. Lederer pinxit 1747". Dem Augsburger Maler Johann Georg Lederer ist die gesamte Ausmalung der Decke, erfolgt 1747, zuzuschreiben. Erstmals kann damit Lederer östlich des Lech nachgewiesen werden. Zwischen Gablingen und Holzhausen westlich Landsberg sind die bisher bekannten Arbeiten Lederers zu finden, beispielsweise in Klosterlechfeld, Wellenburg, Kleinkitzighofen, Adelsried, Agawang und natürlich in Augsburg selbst. Im böhmischen Krummau nachgewiesene Lederer-Fresken sind Indiz dafür, daß einige Arbeiten noch unbekannt sein könnten.

Deckenfresko im Kirchenschiff mit der Erscheinung des hl. Michael auf dem Berg GarganoDeckenfresko im Kirchenschiff mit der Erscheinung des hl. Michael auf dem Berg Gargano

Interessant an den Lederer-Fresken in Reinhartshausen (1742) und Wollishausen (auch 1747) ist, daß jeweils wie in Bayerdilling die vier Kirchenväter in Deckenmedaillons dargestellt sind. Wollishausen gibt einen Anhaltspunkt, wie Lederer nach Bayerdilling gekommen sein könnte: Bauherrin war dort die Zisterzienserinnen-Abtei Oberschönenfeld, die ihn der Äbtissin von Niederschönenfeld empfohlen haben wird. Wenn er auch nicht in die erste Kategorie der Künstler seiner Epoche einzureihen ist, so zählt Lederer doch zu den guten Augsburger Meistern seiner Zeit. 1739 war er Vorgeher der Augsburger Malerzunft.

Die Familie Lederer stammt aus Schongau, Johann Georg ist dort noch geboren. Seit 1729 ist er, zunächst als Geselle des Johann Moya, in Augsburg nachweisbar. 1731 heiratete er eine Malerstochter und erwarb die Meistergerechtigkeit. Seine nachgewiesenen Meisterarbeiten datieren von 1733 bis 1757, Bayerdilling fällt mithin in seine reifere Schaffenszeit.

zurück zum Inhalt

Weitere Ausmalung und Kreuzweg

Das Alter der bemalten Glasfenster im Chor ist nicht bekannt, sondern nur, daß nach dem Zweiten Weltkrieg (Granateneinschläge in der Umgebung) Reparaturen vornehmlich an der Nordseite erforderlich waren (Bezeichnung Rieder, Rain, 1954). Dargestellt sind Herz-Marien und Herz-Jesu, dazu die Bauernheiligen Notburga (Dienstmagd, begraben in Eben am Achensee) und Isidor (spanischer Landarbeiter). Der Kreuzweg war früher gefaßt und in Rahmen; 1935 wurde die Farbe entfernt und die Gußplatten in die Mauer eingelassen (dabei auch andere Aufteilung der Stationen). An den beiden Emporen sind die Symbole der sieben Sakramente aufgemalt (um 1845), dazu oben jeweils außen Engelsköpfe. Der thronende Christkönig an der Brüstung kam 1961 hinzu.

zurück zum Inhalt


Gestühl

Chorgestühl um 1720/30 mit Rundbogenfeldern zwischen gedrehten Säulen und Akanthusranken. Stuhlwangen im Schiff um 1720 mit gedrehten Mittelsäulchen zwischen Akantusspiralen, die Bänke wurden 1979 erneuert; Stuhlwangen originalgetreu ergänzt (etwa die Hälfte, der andere Teil war renovierungsfähig) und in der früheren Höhe belassen (deshalb Unterschied zu den jetzt niedrigen und bequemeren Bänken). Die Kommunionbank ebenfalls mit barockem Schnitzwerk. Beichtstuhl um 1780 mit Medaillonbild (Öl auf Leinwand) der hl. Magdalena (Maria aus Magdala, Vorbild der Buße). Emporengestühl neu und einfach gearbeitet.

zurück zum Inhalt

Turm und Geläut

Der quadratische Turm zu 5 Geschossen wurde 1873/74 erneuert und hat mit dem Kreuz eine Höhe von 46 Metern. Mit dem alten Turmhelm maß er 49 Meter; der jetzige Rhombenhelm wurde vom 17. September bis 7. November 1931 aufgesetzt. Im oberen, modernen Glockengeschoß sind neuromanische, gekuppelte Schallöffnungen.

Einstens (18./19. Jahrhundert) waren drei Glocken vorhanden, nach der Turmerneuerung (1873/74) kam eine vierte dazu. Schon in einem 1745 begonnenen Matrikelbuch führte der Pfarrer die umgegossene und ursprünglich 1742 hergestellte Glocke auf, die heute noch vorhanden ist. Sie war die große Glocke, dazu kamen Mittags- und kleine Glocke, beide 1705 von Hans Ulrich Schelchshorn (Neuburger Gießer, von ihm u.a. eine Glocke in der Rainer Spitalkirche erhalten) hergestellt. Die alte Glocke hat die Inschriften: an der Schulter "AVE MARIA GRATIA PLENA" (Gegrüßt seist du Maria, voll der Gnaden), darunter Blattfries, und am Wolm "MATHIAS PROBST GVETTDETER IN BEIRDILLING - GOS MICH IOHANNES WEBER SEELIG HINDERLASNE WITTIB IN AVGSPVRG AD. 1742". Reliefs an der Flanke: Kruzifix, Muttergottes stehend im Strahlenkranz, hl. Michael und hl. Ulrich. Das Umgießen halten die Inschriften "UMGEGOSSEN 1963" und "MICH GOSS GEBHARD OHG KEMPTEN 1963" fest. Das Umgießen erfolgte mit Zustimmung des Landesamts für Denkmalpflege, nachdem das Schweißen sich als unbefriedigend herausstellte. Geschädigt wurde die Glocke durch den Abtransport für Kriegszwecke (1942/1945). Die Glocke wiegt jetzt ca. 12 Zentner, vor dem Umgießen wog sie nur gut 10 Zentner. Die Gewichtserhöhung erfolgte, um ein harmonisches Geläut zu bekommen.

Die Glocken kündeten freudige und tragische Ereignisse, aber sie erlebten auch selbst traurige Tage. Am 21. August 1917 kamen drei Glocken im Gewicht von 4, 6 und 20 Zentnern weg und wurden für Kriegszwecke eingeschmolzen. 1921 kamen zur Marienglocke von 1742 wieder drei neue dazu. Am 24. März 1942 wurden die Glocken, mit Ausnahme der Sebastiansglocke von 1921, abermals abgenommen. Ein gestuft nach dem historischen Wert, blieb die alte Glocke vom Einschmelzen verschont; am 11. Juni 1947 hörten sie die Bayerdillinger erstmals wieder. Im November 1949 wurden dazu drei neue Glocken montiert. Seit jenem 27. November 1949, dem 1. Adventssonntag, läuten fünf Glocken hinein in eine friedliche Zeit, die dauerhaft anhalten möge. Die fünf derzeitigen Glocken, ihre Namen, ihre Reliefs, ihr Herstellungsjahr, ihr Gewicht und ihre Gießer sind:

1) Sebastiansglocke
Sebastian - 1921 - 4'/2 Ztr. - Heinr. Ulrich, Abolda/Kempten

2) Josefsglocke
Josef mit Jesukind, Kind mit 2 Glocken - 1949 - über 7 Ztr. E. Gebhard, Kempten

3) Marienglocke
Kruzifix, Maria, Michael und Ulrich - 1742 (1963). 12 Ztr. - Weber/Gebhard, sh. oben

4) Gefallenenglocke
Auferstandener Christus - 1949 - 15 Ztr. - E. Gebhard, Kempten

5) Dreifaltigkeitsglocke
hl. Dreifaltigkeit - 1949 ~ 21 Ztr. - E. Gebhard, Kempten

Die Inschriften der drei neuen Glocken lauten (die von 1921 hat keine): "HL. JOSEF KOMM UNS ZU HILFE IN ALLER NOT - UND STEH ZUR SEITE UNS BEIM TOD" (Nr. 2), "DEN GEFALLENEN HIER 1914-1918 UND 1939-1945 - IN TIEFER TRAUER DIE PFARRGEMEINDE BAYERDILLING" (Nr. 4) und "SOLI DEO HONOR ET GLORIA" (Nur Gott Ehre und Ruhm - Nr. 5).

Derzeit gilt folgende Läutordnung (Nummern sh. oben):
Morgengebet 4, Abendgebet mit englischem Gruß 4, dann 1; 11 Uhr 3; 12 Uhr 4; Freitag 11 Uhr alle 5 Glocken; Tod eines Gemeindemitglieds 2; Wettersegen 3.
Werktagsgottesdienst: 1 Stunde vorher 3; Zusammenläuten 1, 2 und 3; Wandlung 3.
Sonntagsgottesdienst: 1 Stunde vorher 5; Zusammenläuten alle 5 Glocken und Wandlung 5.
Gemeinsam stimmen die Glocken mit der Gemeinde den Lobpreis Gottes an, das Te Deum - "Großer Gott, wir loben dich".

Die alte Turmuhr aus der Mannhardt'schen Fabrik in München ist von 1874 (Turm-Wiederherstellung); seit 15. Dezember 1981 ist sie außer Betrieb und blieb als Museumsstück stehen. Die drei Zifferblätter (nach Osten ist keine Zeitanzeige) zeigen jetzt mittels einer elektrischen Uhr die Zeit an.


Deckenfresko mit Seelenwaage und Spruchband "Dein gerechtes Urteil"
Der Wiederaufbau der Kirche ist über dem Chorbogen festgehalten

zurück zum Inhalt

Pieta

Die Pieta an der Südwand der Kirche, unter einem Vordach, wurde 1979 durch den Kirchenmaler Toni Mayer meisterhaft restauriert. Maria mit dem Leichnam Jesu, im Hintergrund die Stadt Jerusalem, zählt zu den wenigen neutestamentlichen Darstellungen in der Pfarrkirche. Der nachchristlichen Heiligenlegende wird wesentlich mehr Raum gelassen. Über der schmerzhaften Muttergottes zeigt eine alte Sonnenuhr stumm die Zeit an.

zurück zum Inhalt

Grabsteine

Von Zeit, Tod und Ewigkeit künden eine Reihe von Grabsteinen und Gedenktafeln an der Kirche. Einziger Grabstein im Inneren (neben der Sakristei) ist der von Pfarrer Franz Xaver Rimmele (1707-1753, Pfarrer seit 17. Juni 1745), unter dem der Wiederaufbau der Kirche erfolgte.

Außen im südöstlichen Bereich der Kirche sind Priester-Grabsteine für Josef Maier (gest. 1.2.1780 im Alter von 34 Jahren), Johann Ev. Schaber (14 Jahre hier Pfarrer, 30 Jahre in Illdorf, gest. 4.12.1872, 75 Jahre alt), Anton Harder (1708-3.12.1765, Stifter der Aloisiusbruderschaft, Pfarrer seit 3.9.1753), Pfarrer Jakob Regelmaier von Straubing (schon 1590 im Amt, gest. 8.7.1605, Darstellung in Amtstracht), Pfarrer Stefan Vogt (20.12.1814-29.3.1858, im Amt seit 1847, Wohltäter der Kirche und Schule Bayerdilling), Jakob Wilhelm Riederer (von 1698-1745 Pfarrer, resignierte und starb 83-jährig am 3.5.1749) sowie für Ignaz Schintler (Pfarrer von 1676-4.5.1698). Einziger Grabstein eines Nicht-Geistlichen ist der des Johann Kaindl, königlicher Forstwart von Wächtering, gest. 12.5.1841 im 60. Lebensjahr. Am südwestlichen Friedhofsausgang ist der älteste Grabstein - der eines Propstes mit Kelch und unterlebensgroßer Darstellung des Verstorbenen; die Inschrift ist abgeschlagen, der Stein ist von etwa 1530. Wann er an den Friedhofseingang kam, ist nicht bekannt.

Eine Gedenktafel im Kirchenschiff erinnert an die Gefallenen und Vermißten des Ersten Weltkrieges. Der Kreuzweg vom Dorf zum Kirchberg enthält die Namen der Toten beider Weltkriege. Auf dem Soldatenfriedhof in Treuchtlingen sind die fünf Männer begraben, an die Tafeln an der Außenwand des Chores erinnern.

zurück zum Inhalt

Friedhof

Die historische räumliche Verbindung von Kirche und Friedhof, einstens auch in Städten (Rain bis 1803) üblich, hat sich in Bayerdilling bis auf den heutigen Tag erhalten. 1974 wurde er nach Osten erweitert, Schulhof und -garten waren für den neuen Zweck frei. Bis 1847 stand in der Südwestecke des alten Friedhofs eine Kapelle nach der Wallfahrt in Loreto/Italien.

Drei Standorte hat die 1887 gestiftete Mariensäule bislang gehabt: zunächst in der Südwestecke (heute Missionskreuz), später am südöstlichen Friedhofseingang (jetzt Grab von Geistlichem Rat Josef Strobl) und nunmehr im neuen Friedhofsteil. Pfarrer und Dekan Konrad Schreiner von Westendorf hat sie gestiftet.

Geboren ist er am 25. November 1822 in der Sulzer Straße (heute Landes/Schwabpeter); am 12. August 1847 wurde er als bisher letzter Bayerdillinger zum Priester geweiht. Er starb am 12. Juni 1897 in Westendorf.

zurück zum Inhalt

Der Kirchberg

Die Umgebung der Kirche ist historischer Platz. Hier - anstelle des Pfarrhofs oder in dessen Nähe - soll das Kastenamt gestanden haben, der Legende nach stand einst auch ein Schloß auf dem Berg. Die Sage lautet: die Pfarrkirche stand früher im Dorf, und zwar im westlichen Teil (Strudelmund genannt) in der Gegend des Pfaffenbauernhofes. Auf dem Kirchberg ist ein Schloß gestanden, dessen Besitzer, Sigismund und Ulrich Vesenmayer, die Kirche dahin versetzt haben sollen. Im alten Jahrtagsverzeichnis ist ein Jahrtag für diese Brüder als Stifter der Kirche aufgeführt, der mit Vigil, Seelenamt und 3 hl. Nebenmessen am 29. September gefeiert werden muß (Vortrag im Salbuch von 1680). Ein Ulrich Vesenmayer ist 1512 urkundlich belegt, andere Träger dieses Familiennamens gab es zwischen 1416 und 1512 im Ort und in der Umgebung.

Die "Schloß-Legende" bestätigen Wälle um den Kirchberg, die bei Bauarbeiten (Wasserleitung) zutage kamen und in der Natur noch angedeutet sind. Andererseits stand hier auf dem Berg wohl auch das Kastenamt Tulingen -fragt sich, wo die zwei Standorte waren oder ob gar Kastenamt und Schloß ein und dieselbe Anlage waren. - Jedenfalls stand die Kirche spätestens im 14. Jahrhundert (1381 "Michaelsberg"), noch wahrscheinlicher schon immer auf dem Berg. Der Bauernstand der Stifter und die Inkorporation der Pfarrei nach Niederschönenfeld seit 1283 (Vesenmayer sind erst später urkundlich belegt) lassen an der Sage zweifeln.

Der Pfarrhof wurde im Sommer 1704 vollständig abgebrannt und 1720 wieder aufgebaut. Es ist ein zweigeschossiger Giebelbau mit 5 : 3 Fensterachsen. Im nordöstlichen Eckzimmer des Obergeschosses ist eine Decke mit Rahmenstuck, darin ist ein von stukkiertem Lorbeer umrahmter Spiegel. Weitere Stuckdecken der gleichen Art sind in den anschließenden Räumen. Gemälde: 1. Bildnis eines Abtes, rückseitig bezeichnet F. XAVERI ZIEGLER PINXIT 1806". z. Hl. Franz Xaver,

Prozessionsstange mit den Wetterheiligen Johannes und Paul

wahrscheinlich aus Niederschönenfeld, zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts und 3. Hl. Magdalena, 17./18. Jahrhundert; alle Gemälde Öl auf Leinwand.

Der Brunnen beim Pfarrhof ist sehr alt und rund 36 Meter tief; der Sage nach sollen ihn Bergknappen hergestellt haben. Die Wasserversorgung des Pfarrhofes machte oft Probleme, denn es wurde eine Landwirtschaft betrieben. Das Wirtschaftsgebäude wurde 1869 erneuert. Die Baulast für den Pfarrhof obliegt in Nachfolge des Klosters Niederschönenfeld dem bayerischen Staat. Bei der 1986/87 durchgeführten Generalrenovierung hatte sich die Pfarrgemeinde mit rund 40 Prozent an den Kosten zu beteiligen.

Die Schule ist, soweit erforschbar, immer an dieser Stelle gestanden. 1838 wurde das alte Gebäude abgebrochen und der heutige südliche Teil gebaut; der Lehrer versah zu jener Zeit auch die Mesnerstelle, die Trennung erfolgte in den 1870er Jahren. Der nördliche Trakt des Schulhauses wurde als zweiter Unterrichtsraum und Wohnung für den "Hilfslehrer" 1889 errichtet. - Seit 1975 ist hier der Kindergarten untergebracht; das Gebäude dient weiter als Heim für Gesangverein und Kolpingjugend.

Das niedrige Mesnerhaus mit Stall und Stadel unter einem Dach vervollständigt das historische Ensemble auf dem Kirchberg. Es dürfte sich hier um das 1809 von Michael Wiedmann auf einem früheren Gemeindegrund errichtete Anwesen und Haus handeln. Die neue Hofstelle erhielt, vermutlich des Berufes wegen, den Hausnamen "Schreinermichel"; 1935 ist der Hausname "Schreineranderl" festgehalten. Jetzt ist nur noch der Hausname "Mesner" gebräuchlich; nach der Trennung vom Lehrerdienst ging die Mesnerfunktion auf dieses Anwesen über. Das Haus ist in seiner Ursprünglichkeit erhalten und gibt Zeugnis von den einstigen Kleinbauernanwesen.

zurück zum Inhalt

Überblick über die Kultusbauten in derPfarrei

Ein barockes Kleinod ist die Bachbauernkapelle aus dem späten 17. Jahrhundert. Vor dem kleinen dreiviertelrunden Chor liegt ein kleiner rechteckiger Raum mit halbrundem Ausbau auf der Nordseite (darin Christus an der Geißelsäule). Nur 5,77 Meter ist der Innenraum lang; die niedrige Tür gibt Hinweis auf die frühere Körpergröße der Menschen. Das Altärchen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts ist originell bunt marmoriert, auf dem Tabernakel mit geschnitztem Gnadenstuhl Kopie der Muttergottes von Altötting, seitlich die Hl. Joachim und Anna (Eltern der Gottesmutter). Besonders wertvoll - und deshalb nicht mehr in der Kapelle -ist ein spätgotischer Thomaschristus (um 1500).

Die Gallbauernkapelle entstand zum Abschluß des Hofneubaues 1908 und ist -unter maßgeblichem Einfluß des damaligen Pfarrers Georg Kaiser - als Lourdes-Grotte mit Maria und Bernadette ausgeführt. Über die Vorgängerkapelle ist kein Inventar auffindbar.

Votivbilder ab der Mitte des 18. Jahrhunderts und Hufeisen erinnern in der St.-Leonhards-Kirche von Nördling an die einst lebhafte Wallfahrt zum Schutzpatron des Viehs. 1906 endete die jährliche Pferdewallfahrt, in jüngster Zeit fand sie einige Male statt. Messen fürs Vieh wurden in großer Zahl gelesen und machten die Kirchenstiftung reich. - Der Bau ist aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts, vorherrschende Stilrichtung ist wiederum der Barock. Der Turm kam 1850 anstelle eines Dachreiters dazu, sein Untergeschoß dient als Vorhalle. Altar mit hl. Leonhard, seitlich die Bauernheiligen Wendelin und Florian, um 1720/30, Kreuzweg aus dem frühen 19. Jahrhundert, Kreuz aus dem frühen 17. Jahrhundert, Westempore. Die schlecht fundamentierte Sakristei stürzte bei Renvovierungsarbeiten 1982 ein und wurde vollends abgetragen.

1872 wurde die Kirche Wächtering neu gebaut. Relikte früherer Epochen enthält der Turm mit seinem Unterbau aus dem 14./15. Jahrhundert und dem Polygon aus dem 16./17. Jahrhundert. Der Hochaltar wurde bei der vergangenen Renovierung umgestaltet; die Nachbildung der schmerzhaften Muttergottes von Ignaz Günther in der Kirche von Weyarn (1765) ist jetzt die zentrale Figur. Seitlich im Chor das einstige Altarbild mit dem Kirchenpatron St. Albanus (um 1700, Öl auf Leinwand). Aus dem 18. Jahrhundert sind die beiden Seitenaltäre, der linke (nördliche) mit einer Holzfigur des hl. Johannes Nepomuk, der rechte mit neuer Muttergottes. Dem 17. Jahrhundert werden die schlichte Kanzel, die Holzfigur des hl. Sebastian, ein Kruzifix und ein Vortragskreuz zugeschrieben. Decke des Kirchenschiffes mit Leidenswerkzeugen Christi, Westempore.

Zur Kalvarienkapelle in Strauppen führt ein 1951 errichteter Kreuzweg durch den Wald hinauf. Die barocke, im 18. Jahrhundert erbaute Kapelle am Ostrand der Einöde ist ein einfacher, rechteckiger Bau mit eingezogenem Chor. Im neuen Altar ist eine gute Schnitzgruppe der Pieta aus

dem Anfang des 18. Jahrhunderts. Dunkel liegt über dem Burgstall von Strauppen - die Anlage ist frühmittelalterlich (12./13. Jahrhundert). Vor 1920 brach ein Gewölbe ein, in dessen Tiefe steinerne Gefäße mit Getreide und Waffen lagen. Ein Ministerialengeschlecht soll hier ansässig gewesen sein; die Burg war 1280 bereits zerfallen. Vor 1323 gelang das Kloster Niederschönenfeld in den Besitz des Burgstalls und war schließlich Grundherr des Hofes bis zur Säkularisation.

Eines haben die Gotteshäuser in der Pfarrei Bayerdilling gemeinsam: die Kirchenstiftungen bzw. die Privateigentümer haben - auch und vor allem im vergangenen Jahrzehnt - alles zu ihrer Erhaltung getan. So werden Zeugnisse vergangener Jahrhunderte von der Pfarrei und Gemeinde gepflegt und bewahrt, wird das kulturelle Erbe der Urahnen an die nächste Generation weitergegeben, wird der christliche Glaube in die Zukunft getragen.

zurück zum Inhalt

Quellen:

1) Die Kunstdenkmäler von Schwaben, Band V., Stadt- und Landkreis Neuburg a.d. Donau, München 1958

2) Materialsammlung des Verfassers zur Ortsgeschichte Bayerdilling mit Wächtering (aus Staatsarchiv Neuburg, Stadtarchiv Rain, Pfarrarchiv Bayerdilling und Diözesanarchiv Augsburg)

3) P. Leonhard Goffine, Katholische Hauspostille, 71. Auflage, München1941

4) Verschiedene Aufsätze zur Michaels-Ikonographie und Loreto-Wallfahrt

5) Mitteilung der Kunstsammlungen der Stadt Augsburg vom 27. Juni 1987, Dr.Jo/kr (zu Johann Georg Lederer)

6) Hefner/Seyler, Die Wappen des bayerischen Adels, Neustadt aal. Aisch,1971

1. Auflage 1987
Herausgegeben vom Kath. Pfarramt "St. Michael" Bayerdilling
Text: Adalbert Riehl mit Unterstützung von Thomas Stiglmair
Bilder: Josef Lindermair
Satz und Druck: Mayr-Druck GmbH, Asbach-Bäumenheim
für das Internet bearbeitet Georg Koller April 2000

zurück zum Inhalt